Die Russen überraschten bei ihrer WM. Da hatte man einen Haufen gedopter Hallodris erwartet und dann das: solide Technik und guter Zusammenhalt. Wie im Fußball können auch beim Autokauf die einfachen Dinge zählen. In Zeiten überkandidelter Elektronik und fragwürdiger Fortschritte bringt Lada einen Kombi, der alles mitbringt fürs Mobilsein – nicht mehr, nicht weniger.

Das Design des Lada ist ganz gefällig geraten

Lada Vesta SW
Optisch okay: Der englische Designer Steve Mattin hat dem Vesta SW ein funktionales Blechkleid verpasst.
So kommt der Vesta SW erst mal anstandslos durch den Augen-TÜV. Der englische Designer Steve Mattin, der vielen Mercedes und Volvo Profil gab, zeichnete gefällige Linien mit hohem Nutzwert. Da öffnen die Türen weit, die Heckklappe fast zu hoch. Auch im Cockpit herrscht angenehme Ordnung. Kein Wunder, es gibt herzlich wenig zu sehen: nur analoge Anzeigen, Klimaautomatik und ein simples Radio mit einem Display, das so grobpixelig ist wie im letzten Jahrtausend. Immerhin lässt sich – Achtung, Neuzeit! – ein Handy koppeln. Das ist der Standard eines gebrauchten Golf, du stellst weder Navi noch Fahrprogramme ein, aber so viel Reizarmut kann wohltuend entspannen. Allerdings täten längere und weniger schweißtreibende Sitzpolster gut. Viel Platz auf der Rückbank und im Kofferraum wird den Familien gefallen, die solide Verarbeitung allen, die noch die stinkenden Plastik-Lada von früher kennen.

Der Vesta will ein ehrliches Alltagsauto sein

Lada Vesta SW
Erdig: Die Federung des Vesta ist straff, die Lenkung taub und der Motor ein rauher Geselle.
Da haben die Russen einen Schritt nach vorne gemacht, genau wie beim Fahrkomfort. Der Vesta SW ist zumindest so gut gedämmt, dass du auch bei 130 noch ein Telefonat annehmen kannst, ohne dass es klingt, als käme der Anruf aus der Weltraumstation ISS. Immer vorausgesetzt, der Motor schnurrt im fünften Gang. Dieser 1,6-Liter ist noch ein Sauger von altem Schrot und Korn: unten unwillig, legt er ab 3000 bescheidene Leistung zu, ab 5000 ein rauhes Rumoren. Vom Sparen hält er mit 7,9 Liter Testverbrauch nicht allzu viel, zudem fehlt dem Benziner aktuell der Partikelfilter. Den will Lada ab Oktober 2018 anbieten. Wollen wir dem Vesta SW die taube Lenkung und seine straffe Federung vorwerfen? Nein, denn der Russe möchte kein Verwöhner sein, sondern nur ein ehrliches Alltagsauto mit guter Ausstattung. Im Vesta "Standard" für 14.990 Euro sind Klimaanlage, Sitzheizung vorn und Einparksensoren hinten schon serienmäßig, der Importeur packt noch fünf Jahre Garantie oben drauf.
So ist der Kombi das preiswürdigste Modell in der Vesta-Familie: Die langweilige Limousine kostet 1000 Euro weniger, der hoch gelegte SW Cross, der mit Anbauteilen auf SUV macht, gleich 2000 Euro mehr. Preisknaller sind sie alle nicht: Dacia hat nicht nur günstigere Preise, sondern auch Turbomotoren und modernere Elektronik. Lada ist lieber einfach.

Fazit

von

Joachim Staat
Lada hat nicht die modernste Technik, aber alles, was man zum Fortkommen braucht. Der Vesta ist klar besser als die Russenautos von früher, allerdings bei Antrieb und Elektronik gut zehn Jahre zurück. Auf seine Art wirkt der Vesta aber simpel und sympathisch.